"Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch“ | Interview mit dem Online-Portal finanzen.de

12. Feb 2018

Nicht nur in der Politik spielt der Klimaschutz eine immer wichtigere Rolle. Auch viele Unternehmen möchten mit verschiedenen Projekten zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen.

Der Deutsche Innovationspreis für Klima und Umwelt würdigt diesen Einsatz. Die Auszeichnung dient als Vorbild für weitere Firmen und zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht widersprechen müssen.

Das Thema Umwelt- und Klimaschutz ist in den letzten Jahren zunehmend ins Bewusstsein von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gerückt. Denn lange Zeit galt Deutschland als einer der Vorreiter in diesem Bereich. Doch das selbstgesteckte Ziel der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß von 1990 bis 2020 um bis zu 40 Prozent zu senken, gilt schon lange als verfehlt. Ihre Vorbildfunktion hat die Bundesrepublik somit verloren. Dies liegt jedoch nicht an Unternehmen, Behördenmitarbeitern oder Forschern, die größtenteils motiviert sind, ihren Kindern eine bessere Umwelt zu hinterlassen, erklärt Dr. Frank Marscheider-Weidemann vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

Der Projektbegleiter des Deutschen Innovationspreises für Klima und Umwelt (IKU) begründet den Umstand, dass Deutschland seine Klimaziele nicht erfüllen kann, vielmehr mit politischen Vorgaben. „Zur Umsetzung von Umweltzielen sind in der Regel Maßnahmen erforderlich, bei deren Umsetzung man es nicht allen Recht machen kann. Dies wird aber häufig versucht, was zu suboptimalen Ergebnissen führt“, so Dr. Marscheider-Weidemann.


Innovationspreis für Klima und Umwelt honoriert Engagement von Unternehmen

Viele Unternehmen sind bereit, einen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz zu leisten und haben oftmals innovative Ideen. Projekte mit einem besonders großen Umweltnutzen und einer hohen Innovationsleistungwerden regelmäßig mit dem Innovationspreis für Klima und Umwelt ausgezeichnet, der vom Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie ausgeschrieben wird. Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt. Dabei können sich Unternehmen in insgesamt fünf Kategorien mit einer Projektidee bewerben.

Bestimmte Voraussetzungen gibt es für die Teilnahme nicht. Entscheidend sind laut Dr. Marscheider-Weidemann „das Marktpotenzial der Innovation, die Vorteile für Verbraucher und Unternehmen und mögliche Synergieeffekte“. Vor allem aber sollten sich die Teilnehmer fragen, wie neuartig ihre Idee ist, wie sich diese von Wettbewerbern abhebt und welchen konkreten Beitrag sie zum Klimaschutz leisten kann.


Klima- und Umwelt-Wettbewerb soll viele Unternehmen motivieren

 Für den IKU 2017 gab es insgesamt 133 Bewerber, 15 von ihnen haben es in die Endrunde geschafft, darunter Firmen wie Lanxess, Viessmann, Crepaper und wattron. Auch die Sulfotools GmbH hat die Endrunde erreicht. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die die Herstellung von Peptiden, also einer Form von organischen chemischen Verbindungen, umweltschonender und kostengünstiger macht, erklärt Mitgeschäftsführerin Dr. Christina Uth. Ihr zufolge können Peptide chemisch bisher lediglich in umweltschädlichen, organischen Lösungsmitteln hergestellt werden. Durch die umweltfreundliche Alternative über neue wasserlösliche Bausteine von Sulfotools soll sich dies nun ändern.

„Mit unserer Bewerbung für den IKU-Wettbewerb wollen wir zeigen, dass es auch in der relativ konservativen chemischen Industrie alternative, innovative Technologien und moderne, ressourcenschonende Verfahren gibt, die die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Kostenoptimierung ermöglichen“, unterstreicht Dr. Uth. Das Unternehmen möchte mit seiner Technologie andere Firmen dazu ermutigen, eigene Ideen in die Tat umzusetzen.


Innovative Projekte sind auf andere Branchen übertragbar

Der Innovationspreis für Klima und Umwelt hat für die Teilnehmer generell einen hohen Stellenwert. „Der IKU-Award ist eine der wenigen Auszeichnungen, die sich mit der Verbindung von Nachhaltigkeit, Umweltschutz und High Tech-Technologien befassen. Zudem hat der Wettbewerb eine große Reichweite, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer Ebene“, betont Dr. Uth.

Auch IKU-Projektbegleiter Dr. Marscheider-Weidemann bestätigt dies und spricht von einer Leuchtturmfunktion: „Einerseits zeigen die ausgezeichneten Preisträger, dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sind, sondern Hand in Hand gehen können. Andererseits können neuartige Lösungen häufig auch in anderen Anwendungen oder Branchen eingesetzt werden, sodass Synergien entstehen.“


Das Interview führte Annabell Meyer | Redaktion


 https://www.finanzen.de/news/18444/klima-und-umweltschutz-oekologie-und-oekonomie-sind-kein-widerspruch